- 3 Sterne -
Dieses Buch hat mich im Laden sofort angesprochen. Das Cover ist wunderschön, und auch der Klappentext klingt interessant. Ein Jugendlicher, der 1998 aufgrund von Auflehnung gegen die DDR im Gefängnis sitzt. Jakob erlebt den Fall der Mauer aus einem komplett anderem Blickwinkel. Die erste Hälfte erzählt, wie es dazu kam. Jana ist neu in der Stadt. Ihre Eltern, staatstreue DDR Bürger. Es kommt, wie immer. Jana verliebt sich in Jakob und die beiden beginnen eine Liebesbeziehung. Jakob zeigt Jana seine Welt, und Jana erkennt, dass das Land in dem sie lebt, anders ist als sie bis dahin dachte. Sie engagiert sich mit für den Widerstand. Ihre Eltern missbilligen ihre Beziehung zu Jakob und tuen alles, um die beiden voneinander fern zu halten. Dann geht Jakob zu weit, und wird bei der Organisation einer Demonstration erwischt.
In der zweiten Hälfte kann man die beiden getrennt voneinander beobachten. Jana rutscht immer weiter in Jakobs Welt, distanziert sich zunehmend von ihren Eltern und engagiert sich aktiv für eine andere, neue DDR. Jakob dagegen bekommt das Unrecht der damaligen Gefängnisse zu spüren.
Immer wieder sind auch kurze Episoden aus dem Jahr 1991 eingeschoben, in denen Jana erkennt, dass ihre Eltern durchaus mitschuldig, an Jakobs Verurteilung sind, und in denen sie sich auch Gedanken über ihre eigene Schuld macht.

Das Buch wird abwechselnd aus Janas und aus Jakobs Perspektive erzählt. Teilweise werden auch Janas Tagebucheinträge mit eingebracht. Besonders interessant fand ich die Zeitsprünge zwischen 1989 und 1991.
Insgesamt gesehen war auch die Story-Idee sehr gut. Auch die Schauplätze haben mich fasziniert, ich konnte sie mir problemlos vorstellen. Trotzdem hat das Buch mich enttäuscht. Der Sprachstil der Autorin passt nicht wirklich zu den beiden 16 jährigen. Auch erscheinen die Beiden um einiges reifer, und stellen Überlegungen an, welche nicht wirklich zu ihrem Alter passen. Sämtliche Thematiken, sind nur oberflächlich angerissen. Wenn ich die Zeit die Jakob im Gefängnis verbringt, mit den Schilderungen eines ehemaligen Häftlings aus Hohenschönhausen vergleiche, (Berlinfahrt 10. Klasse - Verurteilung wegen der Verteilung von Flugblättern, ähnlich wie auch Jakob) erscheinen mir die Schilderungen im Buch nahezu wie das Paradies, Jana dagegen, wirkt sehr unentschlossen, ihre Aktionen wirken eher wie ein Spiel.
Ein weiterer Punkt der mir negativ aufgefallen ist, sind die Nebencharaktere. Sie haben meist keinen wirklichen Charakter und wirken platt und emotionslos.
Da währe zum einen der sozialistische Lehrer, der seine Schüler hasst, Henriette, die Jana nach Jakob davon überzeugt weiterzumachen und sehr aktiv im Widerstand ist, Janas Vater (Name unbekannt) der voll für den Staat ist, ihre Mutter (Name auch unbekannt) die irgendwie einfach nur da ist, Wolf der mit Jakob im Gefängnis ist, und der manchmal mit ihm redet und zuletzt Toni, der durch  das Haftsystem der DDR stark traumatisiert ist. Bei keiner dieser Figuren habe ich einen Charakter gefunden, sie sind scheinbar einfach nur da, um in Jakobs oder Janas Leben  einen bestimmten Zweck zu erfüllen.
Letztendlich lässt sich sagen, dass es durchaus sinnvoll ist, das Buch zu lesen. Man lernt etwas über die DDR und den Fall der Grenze. Man merkt, dass die Autorin sich in dieser Zeit auskennt. Allerdings trifft sie nicht den richtigen Ton für ein Jugendbuch. Die Geschichte zeigt nur teilweise Authentizität und Spannung. auch die Liebesbeziehung zwischen den beiden Hauptfiguren wirkt gestellt und hat mich nicht wirklich mitgenommen.
Für jemanden, der  mit einem wissenschaftlichen Grundgedanken an das Buch geht, ist die Lektüre sehr passend, jemand der jedoch eine authentische Liebesbeziehung sucht, könnte schwer enttäuscht werden.